Fakten und Fragen zur Wasserburg
Am 8. Juli (18 Uhr, Raum 187, Rathaus) berät der Kulturausschuss über die künftige Nutzung der Wasserburg Haus Graven, einige Fragen scheinen für nicht wenige Beobachter noch ungeklärt.
Keine Frage offen?
Verwaltungschef Frank Schneider wird in der Tagespresse zitiert, dass das Nutzungskonzept keine Fragen offen lasse. Einige Oppositionspolitiker und andere Bürger bewegt im Vorfeld der Ausschuss-Sitzung und der fünf Tage später stattfindenden Ratssitzung dennoch noch so manche Frage. Als da etwa wären: Wird hier eventuell stadtintern unnötige Konkurrenz innerhalb eines doch bereits schon lebendigen Kulturangebots geschaffen? Eignet sich das künftige Angebot dazu, bei einer breiten Öffentlichkeit auf Gegenliebe zu stoßen – oder wird hier eher ein Treffpunkt für gehobenere Schichten geschaffen? Sollen wirklich öffentliche Mittel in die Nutzung einfließen oder soll das Ganze nicht doch eher ausschließlich privatem Engagement vorbehalten bleiben? Eignen sich die Räume dort überhaupt wirklich für die künstlerische Nutzung? In der „Beantwortung des Fragenkatalogs der Fraktionen zum Thema ´Haus Graven´“ heißt es seitens der Stadt: „Dokumentationen über das anzutreffende Raumklima liegen nicht vor. Da es sich jedoch bei Haus Graven nicht um den Neubau eines Museums handelt, sollte der in Langenfeld übliche Maßstab für eine solche Nutzung nicht aus den Augen verloren werden. Es bleibt unbenommen, zu einem späteren Zeitpunkt die 5 (eventuell 6) Ausstellungsräume mit einzelnen Luftbefeuchtungsgeräten zu versehen. Sollte eine wichtige Ausstellung an der Luftqualität scheitern, ist auch denkbar, solche Geräte für die Dauer der Ausstellung anzumieten und die Miete bei den Kosten der Ausstellung mit einzukalkulieren.“
Kosten
Auch ist seitens der Verwaltung von 150.000 Euro Erstinvestition und für 2011 von 96.250 Euro Kosten (bei geschätzten Einnahmen – inklusive Spenden- und Mitgliedsbeiträgen des Fördervereins - von nur 58.700 Euro) die Rede. Zudem werden Kosten für die Herstellung der Beleuchtung von der Straße „Im Schwanenfeld“ über den „Graf-von-Mirbach-Weg“ bis zum Segelflugplatz benannt. Abzüglich des Sponsoren-Beitrages von RWE für diese Maßnahme entstünden für die Stadt Langenfeld noch Kosten in Höhe von 10.000 Euro. Aber, so heißt es im bereits erwähnten Beantwortungspapier: „Es wird davon ausgegangen, dass sich das kulturelle Angebot in kurzer Zeit etabliert haben wird, so dass zu einem späteren Zeitpunkt (gegen Ende 2012) dann doch der ursprünglich geplante Parkplatz an der Straße ´Im Schwanenfeld´ erstellt werden wird. Hierfür müssten dann noch weitere circa 60.000 Euro aufgebracht werden.“ Kämmerer Detlev Müller ist Medienberichten zufolge angesichts derzeit nicht gerade übermäßig sprudelnder Gewerbesteuereinnahmen übrigens offenbar wenig begeistert von den Wasserburg-Ideen der Verwaltung.
Skeptische Haltung von FDP, SPD, B/G/L
Oppositionspolitiker wie Frank Noack (FDP) oder der Sozialdemokrat Sascha Steinfels bemängeln die dichte Abfolge der Entscheidungsphasen. Steinfels fragt zudem: „Wir sollen über die künftige Nutzung der Wasserburg abstimmen, bekommen als Politiker aber nicht einmal den Mietvertrag vorgelegt. Traut man uns hier seitens der Verwaltung keine Beurteilungskompetenz zu?“ B/G/L-Fraktionssprecher Gerold Wenzens: „Die B/G/L sieht es nach wie vor als große Chance an, die Wasserburg für die Langenfelder Bürgerinnen und Bürger zu öffnen. Für Kulturveranstaltungen, Hochzeiten und größere Familienfeste könnte Haus Graven einen festlichen Rahmen bieten, den man sonst in Langenfeld vergeblich sucht. Allerdings sind noch immer zu viele Fragen offen. Und solange die Risiken nicht geklärt sind, wird die B/G/L dem Projekt nicht zustimmen. Denn ein finanzielles Fass ohne Boden wollen wir dem Steuerzahler ersparen.“
FDP-Umfrage
In einer gestern von der FDP verbreiteten Pressemitteilung heißt es: „Die FDP-Fraktion begleitet die interne Diskussion um die Wasserburg Graven mit einer Umfrage, die am Freitag im Stadtgebiet startete. Mittels acht Fragen zum Kulturangebot zu früheren Veranstaltungen und Präferenzen der Bürger versuchen Frank Noack, Hanna Paulsen-Ohme und Dr. Gabriele Pfläging dem Bürger auf den Zahn zu fühlen. Die Ergebnisse dieser Umfrage ergänzen die von den Liberalen gesetzten Leitlinien der Entscheidungsfindung. Eine erste Sichtung der gewonnenen Stichprobe belegt, dass kein Viertel der Befragten zusätzliche Kulturstandorte möchte und ebenfalls weniger als 25 % der befragten Bürger eine finanzielle Beteiligung der Stadt am Projekt Wasserburg befürworten. Die Umfrage wird in dieser Woche fortgeführt, um die statistische Basis zu vergrößern. Aller Erfahrung nach verschieben sich die Gewichte dann aber kaum noch. Die FDP-Fraktion sieht im laufenden Diskussionsprozess alles andere als eine ´Reife´ der Entscheidungssituation gegeben – im Gegenteil erscheint es uns angesichts der bestehenden Konflikte und Unsicherheiten in allen Fraktionen angebracht, Bedenken und Kritik vieler Ratsmitglieder ernst zu nehmen und eine Entscheidung nicht übers Knie zu brechen. Eine fundierte und verantwortungsvolle Entscheidung kann nur in Kenntnis aller Fakten (Gesamtkulturkonzept, Mietvertrag etc.) gefällt werden. Diese liegen leider bis zum heutigen Tage immer noch nicht vor.“
Nutzungskonzept
Das von der Verwaltung vorgelegte Nutzungskonzept sieht Ausstellungen zeitgenössischer Kunst in drei Räumen auf zwei Etagen vor, ferner eine Dauerausstellung zur Geschichte der Wasserburg und zwei Wechselausstellungen pro Jahr im Erdgeschoss. Konzerte, Lesungen, Vereins-/Firmen-Events, städtische Veranstaltungen, Trauungen, jährlich zwei Märkte und ein Burgfest sowie Gastronomie sind laut Konzept ebenfalls möglich bzw. vorgesehen. (FRANK STRAUB)
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